Die Rot-Buche (Fagus sylvatica) führt viele von uns bei erster Bekanntschaft auf den Holzweg. Entgegen ihrem Namen weist diese Buche keine roten, sondern grüne Blätter auf und ist die weitverbreiteteste Buche in unseren Wäldern. Der Name basiert auf einem leicht rötlichen Einschlag des Holzes, der besonders im direkten Vergleich zur Hain- oder Weißbuche sichtbar wird. Einleuchtende Erklärung? Finden
wir weniger überzeugend. Übrigens die Quelle: Pixabay
schwarz-rotblättrige Buche, die vielfach in Parks, großen Gärten und Friedhöfen gepflanzt wird, ist die Blut-Buche. Im folgenden Text erfährst du was Rot-Buche besonders macht und warum sie unser Baum des Jahres ist. Viel Spaß beim Lesen!
Eine wahre Europäerin!
Die Rot-Buche ist die häufigste Laubbaumart in unseren Wäldern. Mit ihrem bis zu 45 Meter hohen Wuchs übertrifft sie (fast) alle anderen Bäume, was ihre weite Verbreitung begünstigt. Entgegen der Höhe ist die Wuchsform in Wäldern recht schlank am Stamm mit einer mehr oder minder ausladenden Krone. Freistehende Rot-Buchen hingegen erreichen eine Breite von bis zu 25 Metern. Bis es so weit ist, vergehen viele Jahre. Buchen wachsen im Vergleich zu anderen Laubbäumen eher langsam, leben dafür umso länger. Bei uns in Norddeutschland können Buchen älter als 300 Jahre werden, in den Alpen sogar bis zu 650 Jahre. Einzigartig ist die Faltenfreiheit. Selbst im hohen Alter haben Buchen eine glatte Rinde. Diese begünstigt unter anderem einen raschen Wassertransport von der Krone zum Waldboden und schützt sie vor Schädlingen.
Quelle: Pixabay
Besondere Ansprüche stellt die Buche an den Standort nicht. Der Boden kann recht sauer und naturstoffarm sein. Genauso wächst die Buche auf reichen Kalkböden. Der Standort darf nur nicht zu kalt, zu trocken oder zu feucht sein. Dies führt dazu, dass der Verbreitungsraum im Norden an den Küsten endet, im Süden bis zur Po-Ebene in Italien reicht, im Westen der Atlantik den Verbreitungsraum natürlich begrenzt und im Osten die Karpaten das Ende der Ausdehnung markieren. In keinem anderen Erdteil der Welt ist die Rot-Buche natürlich heimisch.
Als Baum der Konkurrenz voraus
Die teils gewaltigen Laubkronen bringen ihr einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen Waldbäumen. Unter dem starken Schatten können so, nur wenige Konkurrenten um Wasser, Nährstoffe und Licht überleben, wie beispielsweise Eiben, Stechpalmen und Weiß-Tannen. Ebenfalls sind besonders junge Buchen sehr ausdauernd. Über viele Jahre, bis zu einigen Jahrzehnten, können sie mit wenig Licht und Wasser überleben und wachsen wenig. Aber sobald sich die Chance bietet, wie beispielsweise durch einen weggebrochenen Baum, schaltet die Rot-Buche den Turbo ein und wächst innerhalb kurzer Zeit beachtlich und überragt schnell alle anderen Bäume.
Die Anpassungs-Künstlerin
Häufige Trockenperioden und zunehmenden Temperaturen bedeutet Stress für viele heimische Arten, so auch für die Rot-Buche. Sie reagiert darauf, mit einer reduzierten Blattdichte im Kronenbereich, der zu einem Verlust des oben beschriebenen Vorteils führt. Ebenso steigt dadurch die Verdunstung was langfristig zu Problemen mit dem Wassermanagement führt. Aber die Rot-Buche trotzt und passt sich an. So weist sie die geringste Absterberate im Vergleich zu den vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Eiche und Buche in Deutschland auf. Das genetische Anpassungspotenzial gilt als hoch. Viele Waldflächen, in denen die Fichte auf dem Rückzug ist, kann die Rot-Buche Flächen zugewinnen. Die Buche als „Wasserwerk“ des Waldes gilt als geeignet, den Klimawandel und zunehmenden Dürreperioden für alle Waldbewohner abzumildern. Wir wünschen ihr dabei viel Erfolg!
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